Techniken

Es gibt verschiedene Maltechniken. Je nach Technik kann man beim Malen spontan oder auch überlegt vorgehen. Allerdings sollte man sich nicht zu fest in diese Techniken vertiefen, sondern auch selbst mit den Farben experimentieren. Das Beste ist, wenn man seiner Fantasie freien Lauf lässt und spontan anfängt, ein Aquarell zu malen.

Es gibt zwei Grundtechniken beim Aquarellieren:

Nass-in-Nass- Technik
Das Papier wird vor dem Malen zuerst nass gemacht, danach wird die Farbe aufgetragen. Hierbei laufen die Farben ineinander und es entsteht eine Mischfarbe. Bei dieser Technik spielt die Zeit eine viel grössere Rolle als beim Malen auf trockenem Papier. Die Farbe sollte schnell aufgetragen werden, weil die Farben sehr schnell trocknen.

Trockentechnik
Bei der Trockentechnik wird eine Fläche ausgemalt, ohne dass das Papier vorher nass gemacht wird. Dadurch sind die Farbflächen scharf voneinander abgegrenzt. Die Farbschichten überlagern sich.

Beim Auftragen der Farbe kann man auch noch andere Techniken anwenden:

Farbverlauf
Ein stufenloser Farbverlauf von Hell nach Dunkel kann erreicht werden, indem man den Anteil der Farbe allmählich erhöht. Hierzu eignet sich wiederum die Nass-in-Nass- Technik, weil die Farben so ineinander fliessen, dass keine Farbränder entstehen.

Lasur
Bei einer Lasur wird die Farbe zunehmend stärker verdünnt oder intensiviert, sodass sie allmählich von einem dunklen zu einem hellen Ton übergeht oder umgekehrt.

Lavieren
Bei dieser Technik werden verschiedene Farben spontan und planlos auf dem vorher nassgemachten Papier verwaschen und dann malt man das Zufallsergebnis weiter.

Schichtauftrag
Das Übermalen einer getrockneten Farbe mit einer anderen. Im Gegensatz zur Lasur kann die obere Farbschicht deckend oder dunkel sein, sodass die Farbe der Untermalung nicht mehr zu erkennen ist.

Strukturen aus Farbe herausarbeiten

Abheben
Darunter versteht man das Entfernen getrockneter Aquarellfarbe mit einem feuchten Pinsel. Die Technik wird eingesetzt, um weiche Lichtreflexe anzudeuten.

Heraustupfen
Die aufgetragene Farbe kann wieder vom Papier entfernt werden, indem man mit einem Papiertuch auf die Farbe drückt.

Herauswischen
Das Papier wird nach rechts über die Farbfläche gezogen und dabei leicht angehoben. Dabei ändert sich der Strich. Diese Technik eignet sich für Federwolken und Kondensstreifen.

Rollen
Wenn man mit einem sauberen Papiertuch über die Farbfläche rollt, ergibt es eine interessante Struktur. Diese Technik eignet sich besonders für Wolken und auch für Felsen.

Spritztechnik

Eine Technik, bei der Farbe aus einem Pinsel oder einer Zahnbürste auf das Papier gespritzt wird. Dadurch ergibt sich ein unregelmässiges, lockeres Sprenkelmuster.

Verwischen
Ein Pinselstrich wird mit klarem Wasser übermalen. So verhindert man, dass die Konturen nach der Trocknung des Aquarells zu hart ausfallen.

Sonstige Materialien

Radierer
Radiergummis lassen sich auch einsetzen, um Farbe abzuheben, Lasuren auszuwischen und das Weiss darunter wieder zum Vorschein zu bringen.

Bleistift
Ich verwende meistens ein Bleistift, damit kann ich Schattierungen vorzeichnen, welche zusammen mit Aquarellfarben sehr gut zur Geltung kommen.

Buntstifte
Tolle Effekte kann man mit Buntstiften erzielen, die wunderbar mit Aquarellfarben kombiniert werden können.

Kugelschreiber
Eine Skizze kann man mit einem Kugelschreiber erstellen, die mit Aquarellfarben übermalt ein schönes Bild ergibt.

Filzstifte
Landschaften, Blumen, Gebäude, Tiere oder Menschen kann man mit Filzstiften zeichnen und mit Aquarellfarben übermalen. Je nachdem, welche Filzstifte man verwendet, ob wasserfeste oder wasserlösliche, ergibt es verschiedene Effekte.

Tusche
Bereits vor hunderten von Jahren wurde Tusche zusammen mit Aquarellfarben verwendet. Mit Zeichenfeder, Pinselstift oder Faserschreiber gibt es verschiedene Möglichkeiten, Tusche aufzutragen. Bei trockener Aquarellfarbe wirkt Tusche allerdings ganz anders als auf nasser Farbe.

Aquarellstifte
Diese Farbstifte können mit Wasser vermalen werden und sind praktisch, um in der Natur zu malen, ohne Aquarellfarben mitzunehmen. Eine gute Marke ist empfehlenswert, weil die Lichtbeständigkeit unterschiedlich ist. Zudem ist es wichtig, ein Papier mit einer harten Oberfläche zu wählen, weil mehr Farbe aufgetragen werden kann, ohne das Papier zu beschädigen.

Aquarellkreiden
Ähnlich wie Aquarellstifte sind Aquarellkreiden, aber weicher und eher wachsig oder ölig. In Wasser lösen sich die Aquarellkreiden noch leichter und die Farben sind intensiver, lebendiger und kraftvoll in der Intensität.

Pastellkreiden
Als gestalterisches Element bereichern Pastellkreiden ein Bild in der Mischtechnik oder können als Maskiermittel eingesetzt werden. Auf eine ganz eigene Weise stossen Pastellkreiden wässrige Farben ab. Wenn man mit Pastellkreiden auf eine getrocknete Farbschicht malt, entstehen sehr lebhafte Bildwirkungen. Sehr kraftvoll und pulsierend wirken Pastellkreiden in der Mischtechnik in naturalistischen oder in abstrakten Aquarellen.

Bambusfedern
Ein interessantes Werkzeug ist eine Bambusfeder, welche sich vielseitig verwenden lässt. Mit einer Bambusfeder werden die Wasserfarblinien schmäler und schwächer, je mehr Aquarellfarbe verbraucht ist. Bambusfedern sind ideal geeignet für naturalistische Bilder wie beispielsweise das Malen von Blumen.

Wachs
Eine Kerze kann Lichtspiegelungen eines Sees andeuten, das Blinken von reflektiertem Licht in das Laub eines Baumes erzeugen, Lichtreflexe auf eine regennasse Strasse bringen oder ein helles Schimmern ins Haar einer Person zaubern.

Salz
Salz zieht Feuchtigkeit an und schiebt die Pigmente in der Farbe weg, somit entstehen in der Lasur hellere Stellen. Allerdings sollte man Salz sparsam anwenden, damit der Effekt zur Geltung kommt. Das Salz wird aufgestreut, wenn die Aquarellfarbe zu trocknen beginnt. Der Effekt geht verloren, wenn die Farbe zu nass oder zu trocken ist. Wenn das Bild getrocknet ist, kann das Salz mit einem Pinsel entfernt werden. Mit Salz lässt sich ein interessantes, abstraktes Muster darstellen, wie z.B. ein Sternenhimmel, Blumen auf einer Wiese oder ein sandiger Boden.

Malerkrepp
Das Malerband eignet sich besonders gut zum abdecken von grossen Flächen mit scharfen Kanten. Wenn die Farbe dann getrocknet und das Abdeckband entfernt ist, bleiben weisse Stellen des Papiers zurück.

Frischhaltefolie
Wenn man bestimmte Strukturen erzeugen möchte, kann man ein zerknülltes Stück Frischhaltefolie in Farbe tauchen und aufs Papier drücken.

Aluminiumfolie
Um plastische Abdrücke zu erhalten, kann man auch Aluminiumfolie in eine feuchte Lasurschicht drücken. Je nachdem, ob man die Aluminiumfolie schnell wieder herausnimmt oder bis nach dem Trocknen der Farbe liegen lässt, entstehen weichere oder härtere, durchbrochenere Effekte.

Plastikkarte
Mit einer alten Kunden- oder Kreditkarte lassen sich Strukturen in die Farbe kratzen, z.B. für Felsen und Baumstämme.

Seife
Um Pinselstrichen beim Malen eine gewisse Konturenschärfe zu verleihen, wird Seife dazu verwendet. Parfümierte, eingefärbte oder desodorierende Seifen sind dafür weniger geeignet. Je reiner die Seife, umso besser. Die Seifentechnik bietet sich überall da an, wo sich einzelne Pinselstriche abheben sollen: beim Malen einer Wiese, wobei jeder Pinselstrich ein Grashalm oder einen Grasbüschel andeutet, bei der Darstellung verwitterten Holzes, abgenutzten Oberflächen oder von Haaren.

Besteck
Gabeln, Messer und Besteck aller Art sind praktische Werkzeuge, um Struktureffekte zu erzeugen. Mit der stumpfen Klinge eines Messers lassen sich Pigmentteilchen abheben oder verschieben. Wenn man nicht nur die Farbe, sondern auch die Fasern des Papiers ankratzt, können alle möglichen Ritz- und Kerbeffekte erzielt werden. Mit einer Gabel durch die feuchte Lasur gekratzt, lässt Holzmaserungen entstehen.

Sprühflaschen
Mit Sprühflaschen kann man in eine leicht feuchte Farbschicht Wasser sprühen, dadurch ergibt sich eine interessante Struktur.

Schwämme
Die Oberfläche eines Schwammes ist unregelmässig strukturiert, durch drehen und drücken entstehen verschiedene Effekte.

Trinkhalme
Indem man durch ein Trinkröhrchen nasse Farbe auf das Papier pustet, kann man die Farbe beliebig auf dem Papier verteilen. Diese Technik eignet sich besonders für die Darstellung von Baumrinde oder Felsen.

Watte
Mit einem feuchten Wattebällchen kann man Strukturen in die Farbe erzeugen. Diese Technik eignet sich sehr gut für die Darstellung von Wolken oder das Laub eines Baumes.

Malen mit den Fingern
Interessante Strukturen lassen sich mit den Fingern erzeugen. Auch als praktische Mal- und Kratzwerkzeuge können die Finger und Fingernägel herhalten: um ein Muster in die Farbe zu tupfen, dunkle Linien in eine feuchte Lasur zu ritzen oder Pigmentteilchen wegzuschieben, welche hellere Linien zum Vorschein bringen.

Abdeckfilm
Wenn Teile des Aquarells weiss bleiben sollen, kann vorher mit einem alten Pinsel, einem Zeichenstift oder einem Wattestab Abdeckfilm aufgetragen werden. Der Abdeckfilm kann übermalen werden. Wenn die Farbe trocken ist, kann der Abdeckfilm mit den Fingern vom Papier gerieben werden.

Schablonen
Die Verwendung von Schablonen mit Aquarellfarben sieht ähnlich aus wie Stempel und damit kann man verschiedene Effekte erzeugen. Anstatt fertige Musterschablonen kann man aber auch aus einem Stück Papier, einer dicken Folie, dünnen Kunststoffplatten oder auch aus einem dünnen Messingblech eigene Schablonen herstellen. 

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